THL – Mainaschaff: Gefahrengutalarm, Gasaustritt Fa. Schnarr


Einsatznummer: 2002-011
Datum und Uhrzeit: 25. Juli 2002, 19:45 Uhr
Alarmierungsart:
Einsatzart: THL
Einheiten und Fahrzeuge: GW-Mess, GW-N 1989 (außer Dienst), MTW 1991 (außer Dienst), TLF 16/25 (Außer Dienst)
Weitere Kräfte:


Einsatzbericht:

Der Gerätewagen Messtechnik wurde am 20.10.2001 vom Bund im Rahmen des Zivilschutzes dem Landkreis Aschaffenburg zur Verfügung gestellt und bei der Feuerwehr in Stockstadt stationiert (Siehe auch Main-Echo vom 30.Oktober 2001). Das Fahrzeug ist neben seinen Aufgaben im Zivilschutz auch wichtiger Bestandteil im Gefahrengutkonzept der Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg. Beim Gefahrenguteinsatz in Mainaschaff hat der Gerätewagens Messtechnik (GW-Mess) nun seine erste größere Feuerprobe bestanden.

Als am vergangenen Donnerstag, 25.07.02 gegen 19:45 Uhr von der Feuerwehr- Einsatzzentrale Aschaffenburg Alarmstufe 7 (Gefahrgutalarm) für die Fa. Schnarr in Mainaschaff ausgelöst wurde, erfolgte dadurch automatisch auch die Alarmierung für die Feuerwehr Stockstadt mit deren GW-Mess.

Das Fahrzeug rückte sofort nach der Alarmierung mit 4 Personen, darunter ein Feuerwehr-Fachberater Chemie, nach Mainaschaff aus. Über Funk erfuhr die Fahrzeugbesatzung, dass es sich bei dem Gasaustritt um Nitrose Gase handelt. Die Besatzung bereitete im Fahrzeug noch während der Anfahrt geeignete Messgeräte für den bevorstehenden Einsatz vor. In diesem speziellen Fall das Ionenmobilitätsspektrometer (IMS) für den Nachweis von stickstoffhaltigen Stoffen, ein Messgerät speziell für die Messung von Stickstoffdioxid während der Fahrt, sowie einen Photoionisationdetektor (PID). Gleichzeitig wurden Datenbanken mit Verhaltensmaßnahmen und Gefährdungspotentialen des freiwerdenden Stoffes in den bordeigenen PC geladen.

Beim Eintreffen in Mainaschaff wurden in ca. 100 m Abstand zum Schadensobjekt erste Orientierungsmessungen mit der bordeigenen Messtechnik und speziellen Prüfröhrchen durchgeführt. Hier konnten keine Gefahrenstoffe nachgewiesen werden. Anschließend wurde eine Wetterbeobachtung durchgeführt und aufgrund der gewonnen Erkenntnisse gezielt Punkte mit erhöhtem Menschenaufkommen in Windzugsrichtung angefahren. Im ersten Schritt das Main-Park Zentrum, zu diesem Zeitpunkt direkt unter der Schadstoffwolke, die mit 1-5 m/s in 20-30 m Höhe in Richtung Kleinostheim zog.

Am Mainparkcenter, vor der Fa. Frankstolz, konnten noch keine Messwerte nachgewiesen werden, aber ab 20:15 Uhr in Höhe der Fa. Radio Ostheimer leichte Konzentrationsanstiege im Bereich Stickstoffdioxid, ein Bestandteil Nitroser Gase.

Als nächster Messpunkt wurde ein nahe gelegener Zeltplatz am Mainparksee angefahren. Hier wurden mit dem IMS und dem PID gegen 20:20 Uhr ansteigende Konzentrationen Stickstoffdioxid gemessen, welche aber noch unterhalb der Einsatztoleranzwert-Grenze (genormter Feuerwehr Orientierungswert) lagen. Da zu diesem Zeitpunkt aber immer noch erhebliche Mengen Gas am Schadensobjekt austraten, war nicht auszuschließen, dass diese in kurzer Zeit rasch ansteigen. Der Fachberater-Chemie gab daher eine Empfehlung an die Einsatzleitung, den Zeltplatz als Vorsichtsmaßnahme räumen zu lassen. Dies wurde von der Einsatzleitung daraufhin veranlasst. Als Anlaufstelle wurde für die Camper in Kleinostheim die Maingauhalle eingerichtet.

Das Messfahrzeug fuhr im weiteren Einsatzverlauf verschiedne Punkte in Windzugsrichtung in Kleinostheim an und führte permanente Luftüberwachung mit den Messgeräten durch. Parallel wurde von der Einsatzleitung Alarm für das Gefahrenstoff-Messkonzept der Landkreisfeuerwehren ausgelöst. Mehrere Feuerwehren mit tragbaren Messgeräten wurden in Mainaschaff zusammengezogen und unterstützen den GW-Mess bei der flächendeckenden Überwachung des Schadensgebietes. Hierzu wurden Messpunkte festgelegt die dann permanent überwacht wurden.

Nächstes Ziel des Gerätewagens war die Maingauhalle in Kleinostheim, um die Umgebungsluft im Bereich des Sammelplatzes über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Hier konnten keine Schadstoffe gemessen werden. Ab 22:30 Uhr wurden wieder Messfahrten um das Schadensobjekt gemacht, bis schließlich ab 0:00 Uhr die Geräte des Messfahrzeuges im Innenraum der Fa. Frankenstolz eingesetzt wurden. Abschließend wurden noch Messungen im Werksgelände des Schadensobjektes bis ca. 1 Uhr durchgeführt. Schadstoffe konnten nicht mehr festgestellt werden.

Der erste größere Gefahrenguteinsatz des GW-Mess zeigt deutlich die Vorteile eines solchen Fahrzeuges auf. Durch die kontinuierliche Messung der Leitstoffe dieses Schadensereignisses konnten zu jederzeit und permanent Informationen über den Zustand rund ums Objekt gewonnen werden. Eine lückenlose Überwachung und Aufzeichnung der Messwerte konnte im bordeigenen PC erfolgen.

Entscheidungen über Räumungen von gefährdeten Bereichen konnten sehr schnell getroffen werden. Es konnten mit sofortigem Überblick über die Gefährdungslage gezielt Orte mit großen Menschenmengen angefahren werden. Durch die deutliche Kennzeichnung als Messfahrzeug wurde es als Anlaufstelle für besorgte Bürger erkannt und in Anspruch genommen. Während des gesamten Einsatzes wurde lückenlos gemessen. Bei Veränderungen der Gefährdungslage hätte jederzeit sofort eingegriffen werden können.

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